Hier im Archiv sind Fundstücke und vergangene Projekte zu finden, während unter Aktuelles eine Auswahl von neuen Veranstaltungen und Texten vorgestellt wird.

Der Hamburger Mythos vom >Tor zur Welt<
Auf der Suche nach einer lebendigen
und differenzierten Erinnerungskultur
eine ganztägige Veranstaltung
von Eine Welt Netzwerk Hamburg
Samstag 21.11.09 11 - 16.30 Uhr
Rudolf-Steiner-Haus
Mittelweg 11-12
20148 Hamburg
 
Der Mythos vom >Tor zur Welt< prägt die Erinnerungskultur in der Stadt Hamburg. Er demonstriert die Weltoffenheit und die lange Tradition der Hanseaten im weltweiten Handel. Dieses identitätsstiftende Bild wird gepflegt und kultiviert.
Gleichzeitig relativiert dieser Mythos die zentrale Rolle Hamburgs für den Erwerb der deutschen Kolonien und die damit einhergehende koloniale Gewalt. Bis heute rechtfertigt er unangebrachte Militärnostalgie. Namen von Eroberern und Handelshäusern schmücken Hamburger Straßen. Das Bild des ehrbaren Kaufmanns wird dabei nicht gerne mit dem ungerechten Welthandel in Verbindung gebracht. Auch in der aktuellen Städtekooperation mit Dar es Salaam spielt die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte kaum eine Rolle.
 
Die Tagung fragt nach Entstehung und Pflege des kulturellen Gedächtnisses in Hamburg. Sie stellt Beispiele, Bilder und Spuren aus der Geschichtsschreibung rund um den Mythos >Tor zur Welt< dar. Wie geht Hamburg mit seiner Vergangenheit um? Wer schreibt Geschichte und wie wird sie transportiert? Wie sähe eine pluralistische, öffentliche Auseinandersetzung um die Erinnerungspolitik aus?
 
Mit Vorträgen und Exkursionen werden neue Wege und Methoden des Erinnerns und Auseinandersetzens vorgestellt und erprobt. Damit wird das >Tor zur Welt< weiter geöffnet.
 
Flyer mit Programm (pdf 840 KB)

30.10. - 01.11.09

Wochenend-Workshop
Echos unter der Weltkuppel
Eine unerhörte Sound-Erkundung
am und im Uni-Hauptgebäude mit
Jokinen, Künstlerin
Gordon Uhlmann, Historiker
im Rahmen von
Die Stadt hören
acht Stadtexpeditionen vom FSKolleg
des Radiosenders FSK Freies Sender Kombinat Hamburg
 
Hamburgs Stadtraumausprägung folgte stark und lang anhaltend kolonialen Impulsen mit weiter wirkenden Strukturen, Schichten, Spuren - und unüberhörbaren, dennoch unerhörten und überhörten Echos. Im urbanen Raum finden sich koloniale Bedeutungssphären bis heute - amtlich verlautbart - verklärt oder verdrängt, gar restituiert. Der 'vergessliche' Umgang mit den unerhörten Folgen kolonialen Handel(n)s für Hamburgs Stadtcharakter ist Kernbestandteil von Regierungspolitik, öffentlichem Selbstverständnis und Marketing des Stadtstaats, seiner tonangebenden Entscheidungsträger und Institutionen. Das organisierte Vergessen ist bisweilen laut bis lärmend, so zielt es darauf ab, aufbegehrendes Erinnern zu übertönen und stumm zu machen.
Wie und wo treffen wir auf jenes Rauschen des Mythos vom 'Tor zur Welt'? Wer gibt den Ton an im zentralen universitären Raum, einst begründet als Kolonialinstitut? Was vernehmen wir im Gewölbehall kolonialer Mythen-Bildung? Hören wir das Gedächtnisecho jener, die kolonisiert, abgewiesen, vertrieben wurden von der imperial ausgreifenden Handelsstadt? Einen Widerhall der Widerständigen, Aufbegehrenden, Aufständischen? Postcolonial universum rumours?
In gemeinsamer Sound-Erkundung und Gebäudekartierung hören wir in diesen vielstimmigen Raum hinein. Zusammen decodieren wir seine Ecken und Nischen - und versuchen, im vorgefundenen Gewölbe Unerhörtes zu erinnern.
Eine neue Form des Internetradios macht eine akustisch kartierte Stadt möglich. Echos unter der Weltkuppel zu hören: aporee.org/maps/work/projects.php?project=echos

afrika-hamburg.de goes Africa
Internationales Symposium 
Tapping Local Resources for Sustainable Education through Art 
und Ausstellung mit Kunst im öffentlichen Raum 
Curio Kiosk Project
organisiert von der African Community of Art Educators AFRICOAE
29.7.-15.8.2009
an der Kwame Nkrumah University of Science and Technology KNUST, Kumasi, Ghana 
 
Das Projekt afrika-hamburg.de ist nach Ghana eingeladen. Ein Fokus des Symposiums wird die Erkundung von Möglichkeiten und Formen einer transkulturellen postkolonialen Erinnerungskultur über die Kontinente hinweg sein. 
 
Die  Einladung erfolgte ausgehend von der zuerst 2007 am Ort des Schimmelmann-Mausoleums in Hamburg-Wandsbek von der Künstlerin Jokinen im Verbund mit dem Historiker Gordon Uhlmann realisierten performativen Installation projection posthum: Himmel über Wandsbek - Guinea - St. Croix. Im Rahmen des Projekts wandsbektransformance nahm die Arbeit die amtlich verklärende Inszenierung des Menschenhändlers Heinrich Carl von Schimmelmann kritisch unter die Lupe und schuf eine temporäre Form des Gedächtnisses an jene, an die als Sklaven Schimmelmanns bisher kein Ort oder Zeichen im Stadtraum erinnert. 
 
In Vorträgen und einer Installation stellen Jokinen und Gordon Uhlmann ihre Arbeit vor. In einem Workshop wird mit den Teilnehmenden eine gemeinsame Gedächtnisinstallation initiiert. 
 
An das Symposium schließen sich Begegnungen, Erkundungen und Kartierungen entlang der Küste Ghanas an, die auch den kolonialen Spuren und Verknüpfungen zwischen Westafrika und dem Unterelberaum bei Hamburg gelten. Im Goethe-Institut Accra ist ein Austausch mit dort tätigen Kunstschaffenden vorgesehen.  
 
Erfahrungen und Ergebnisse der Tagung werden Jokinen und Gordon Uhlmann nach ihrer Rückkehr in einer Veranstaltung in Hamburg zur Diskussion stellen. 
 
Die Tagungsteilnahme, der Austausch und die Erkundungen finden im Rahmen des Programms Wir sind woanders #3 der nichtkommerziellen und selbstverwalteten Hamburger Kunst-'Off'-Orte statt. 
 
Für die Förderung Dank an:
IFA Institut für Auslandsbeziehungen e.V.
NUE Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung

Stadtrundgänge in Kooperation mit Die Neue Gesellschaft:

Sonnabend, 05.09.2009, 14-17 Uhr

Stadtrundgang Harburg rund um die Schlossinsel

Auf den Spuren von Kolonialpolitik, Industrie und Stadtentwicklung

Ein Rundgang, der Harburg im spannenden Umfeld seines Binnenhafens mit der Schlossinsel nahe bringt. Dabei entdecken wir auch frühe kolonialpolitische Prägungen der Industrie- und Stadtentwicklung, die Bedeutung von Überseerohstoffen wie Palmöl und Kautschuk und Einflüsse der globalisierten Wirtschaft heute. Vor Ort fragen wir auch nach dem lebhaft debattierten Projekt eines park postkolonial.

Leitung: Gordon Uhlmann, Historiker

Kostenbeitrag: EUR 6,--

Treff: Eingang Harburger Schloßstraße 23 (alte Kulturwerkstatt), über S-Bahn Harburg Rathaus,

10 Min. zu Fuß Richtung 'Schlossinsel'

Anmeldung: Die Neue Gesellschaft

Fon 040-447525

Freitag, 25.09.2009, 14-17 Uhr

Hamburgs koloniale Spuren

Ein Rundgang zwischen Rathaus und Hafenrand

Hamburger Überseekaufleute agierten 1884 - vor 125 Jahren - als treibende Kräfte deutscher Kolonialpolitik in Afrika, bald auch im Südpazifik und in China. Mit besonderer Aufmerksamkeit für frühe Prägungen der Globalisierung suchen wir denkwürdige Orte kolonialen Handel(n)s im Umkreis der Innenstadt auf und beleuchten ihre Bedeutung für Hamburgs Wirtschaft, Stadtentwicklung und Selbstverständnis: zwischen Börse und Afrika-Haus, Grimm, Speicherstadt und Überseebrücke. Hierbei stoßen wir immer wieder auf aktuelle Fragen globaler Politikverantwortung der Welthafenstadt.

Leitung: Gordon Uhlmann, Historiker

Kostenbeitrag: EUR 6,--

Treff: Rathausmarkt vor dem Rathauseingang

Anmeldung: Die Neue Gesellschaft

Fon 040-447525

22.06.09

Der Historiker Joachim Zeller über den Bremer (Post)Kolonial-Elefanten und die Auseinandersetzungen um die 'Mohrenstraße' in Berlin-Mitte. Die Kampagne 'Pink Rabbitt' wandelte den Straßennamen in 'Möhrenstraße' um.

-> (Post-)Koloniale Monumente. Denkmalinitiativen erinnern an die imperiale Übersee-Expansion Deutschlands, ganz am Textende.

22.06.09

AG geo.positionen präsentiert aus aktuellem Anlass:

Bildvortrag ­ Debatte ­ Erinnerung

Revisited: Hamburgs Wissmann-Bronze wird 100
Koloniale Mythen, (De)Konstruktionen, Sichtwechsel
Jokinen und Gordon Uhlmann

Freitag 3. April 2009 19.00 h
Werkstatt 3 Seminarraum 1. Stock
Nernstweg 32, Hamburg (S Altona)
Eintritt frei

aktuell:
Daressalam in Tansania wird Hamburgs neue Partnerstadt

vor 100 Jahren, am 3. April 1909:
Hamburgs kolonial-'herrliches' Wissmann-Denkmal eingeweiht in 'Deutsch-Ostafrika', Standort Daressalam

vor 120 Jahren:
Wissmann, regierungsamtlich entsandt, um als deutscher Reichskommissar "die Küste zwischen Dar-es-Salam und Tanga von Aufständischen zu säubern"

vor 125 Jahren:
'Berliner Afrika-Konferenz': Deutschland beansprucht 'Tanganyika' als ostafrikanische Kolonie

mehr > (pdf 180 KB)

28.3.09

Performance | Intervention "An Maria Ernestina"

Die Stadt Hamburg veranstaltet ein in mehrerer Hinsicht kolonial konnotiertes Programm mit Blick auf Sansibar, Tansania und der künftigen Partnerstadt Daressalam. Zeichensetzend hat die Künstlerin Jokinen bei der Ausstellungseröffnung 'Hinter dem Schleier der Geschichte - eine arabische Prinzessin in Sansibar, Oman, Deutschland und Tscherkessien' am 16.2.2009 im Bürgermeistersaal des Rathauses Hamburg eine nicht zum offiziellen Programm gehörende und nicht angekündigte Intervention durchgeführt.
20.2.09

Veranstaltungsreihe
Schimmelmann > pp.
Hamburg entfernt ein Kolonialdenkmal

Der Reader zum Downloaden (pdf 4,3 MB)

aus dem Inhalt:
- Dr. Joachim Zeller: Dekolonisation des öffentlichen Raumes. (Post-)Koloniale Erinnerungskultur in Deutschland
- Gordon Uhlmann: Die Gegenwart des Kolonialen im Stadtraum. Eine Spurenlese und Mythenbeschau in Wandsbek
- Jokinen: Kunst und koloniale Erfahrung. Bilder entlang der transatlantischen Sklavenroute
- Gordon Uhlmann: Menschenfracht auf der Mittelpassage. Lesung aus historischen Quellen und literarischen Texten
- Dr. Angela Brüning: Erinnerungen an die Sklaverei in karibischer und nordamerikanischer Literatur
- Christiane Wehr: Einkauf_Denkmal. Rundgänge der Offenen Kartierung im Rahmen von wandsbektransformance - die Gegenwart des Kolonialen
- Jokinen: Wohin mit Wissmann, Woermann, Schimmelmann? park postkolonial - Raum für Wahrnehmung und Debatte
Kurzfilme:
- Skrollan Alwert:
Ein ehrendes Denkmal für einen Sklavenhändler?
"Das Denkmal muss weg"
wandsbektransformance. Ein Kunstprojekt
Nachtrag
- Doro Carl: Die Kunstrechnungsliebende Sozietät
- Marcos Romao: Reißt das ab!
10.2.09

Öffentliche Diskussion über das Konzept park postkolonial für die Harburger Schlossinsel

Das Bezirksamt Hamburg-Harburg lud am 2.12.08 die Öffentlichkeit zur Diskussion ein über die mögliche Realisierung des Projekts park postkolonial auf der Harburger Schlossinsel. Die Künstlerin Jokinen stellte das Konzept vor, und der Historiker Gordon Uhlmann gab einen Überblick über die zahlreichen kolonialen Spuren in Harburg.

Konzept park postkolonial von Jokinen

Konzept der Initiativgruppe park postkolonial für die Harburger Schlossinsel

Palmöl, Kopra, Kautschuk: Koloniale Spuren in Harburg von Gordon Uhlmann

Barack Obamas Großvater von der britischen Kolonialmacht gefoltert

Im Mau-Mau-Aufstand 1952-57 erhoben sich in Kenia die Kikuyu und andere afrikanische Völker gegen die britische Kolonialherrschaft. Die Rebellion wurde von den Briten mit äußerster Härte zurückgeschlagen. Die Schätzungen, wieviel Kenianerinnen und Kenianer dabei ums Leben kamen, schwanken zwischen 50.000 und Hundertausenden.

Der Großvater des designierten amerikanischen Präsidenten, Hussein Onyango Obama, der als Koch in der britischen Armee diente, wurde bereits 1949 verhaftet, als sich die Rebellion erst ankündigte. Er wurde zwei Jahre im 'Todeslager' Kamiti interniert, wie seine Frau Sarah Onyango kürzlich berichtete. Insgesamt 90.000 Kenianer wurden in Straflagern festgehalten; Frauen und Kinder wurden in andere Lager gebracht und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Unter den Häftlingen war jahrelang auch Jomo Kenyatta, der 1963 der erste Präsident des unabhängigen Kenias wurde.

Die Haftbedingungen waren äußerst brutal. Hussein Onyango wurde täglich ausgepeitscht und gefoltert. Auch Barack Obama Senior, Vater des kommenden US-Präsidenten, wurde kurzfristig festgenommen.

Als die Briten 1963 Kenia aufgaben, vernichteten sie die entsprechenden Akten. Trotzdem ist es dem Historiker David Anderson und der Historikerin Caroline Elkins gelungen, der Geschichte des Mau-Mau-Aufstands nachzugehen. Elkins, die in Privatarchiven recherchierte und zahlreiche Interviews machte, betont, dass die Grausamkeiten der britischen Kolonialmacht und die nachträglichen Vertuschungen den Foltermethoden im Gefängnis in Abu Ghraib und den Verharmlosungen der Bush-Regierung in nichts nachstehen.

www.abendblatt.de/daten/2008/12/06/985559.html

Zum Mau-Mau-Aufstand:

harvardmagazine.com/2005/03/10-downing-streets-gulag.html

Bücher:

David Anderson: Histories Of The Hanged. The Dirty War In Kenya And The End Of Empire

Caroline Elkins: Britain's Gulag: The Brutal End of Empire in Kenya

6.12.08

Veranstaltungsreihe

Schimmelmann > pp.

Hamburg entfernt ein Kolonialdenkmal

Lesungen . Vorträge . Kurzfilme

Sklavenhandel, Kolonialgeschichte und zeitgenössische Gedenkkultur in Hamburg und anderswo aus der Sicht der Künste und Kulturwissenschaften.

FR 28.11. - SO 30.11.08

FRISE Künstlerhaus | Abbildungszentrum

Arnoldstr. 26-30

Hamburg-Altona

Eintritt frei

In Hamburg werden neue Straßen werden nach Welteroberern benannt, ein Museum für Maritimes und Militaria wird eröffnet, ein Nazimonument für koloniale 'Treue' aufgestellt und zu Ehren eines Sklavenhändlers eine Bronzebüste errichtet. Eine skurrile Gedenkkultur. Ist es ein Zufall?

Das in Wandsbeks Zentrum neu aufgestellte Denkmal für einen der größten Sklavenhändler des 18. Jahrhunderts, Heinrich Carl von Schimmelmann, hat zu heftigen Protesten geführt. Und nun ist der Bronzekopf in der Sommerpause plötzlich verschwunden, der Verbleib unklar.

Die Veranstaltungsreihe Schimmelmann > pp. Hamburg entfernt ein Kolonialdenkmal geht den Spuren der örtlichen kolonialen Mythen und der Denkmalerrichtung nach. Sie stellt historische Bezüge her und präsentiert beteiligungsorientierte künstlerische Strategien. Mit Lesungen, Vorträgen und Kurzfilmen spürt sie ferner der Frage nach, wie künftig eine postkoloniale Gedenkkultur aussehen kann.

Info und Programm:

www.wandsbektransformance.de/aktuelles.html

Ein Denkmalstürzer bekennt sich

Ein Kolonialadler, der sich die Weltkugel gekrallt hat: vor 30 Jahren wurde der bronzene Adler auf dem umstrittenen Göttinger 'Deutsch-Südwestafrika-Denkmal' gestohlen, zersägt und vergraben. Der Kopf des Vogels tauchte 1999 anonym auf und wurde von den Historikern Joachim Zeller und Werner Hillebrecht der Universität in Windhoek, Namibia übergeben. Nun hat sich einer der damaligen Denkmalstürzer geoutet.

mehr >

3.11.08

Gedenkkultur auf Irrwegen

Büste des Sklavenhändlers Schimmelmann in Hamburg-Wandsbek kleinlaut abgebaut.

Die vielfachen Proteste und Interventionen der StadtteilbewohnerInnen, NGOs, der Black Community Hamburg und KünstlerInnen gegen das Denkmal tragen jetzt endlich Früchte.

mehr > www.wandsbektransformance.de/pmschim.html

Interventionen der Künstlerinnen und Künstler, Proteste der Black Community Hamburg > www.wandsbektransformance.de

www.wandsbektransformance.de/aktuelles.html

www.black-hamburg.de

15.9.08

Beschluss der Bezirksversammlung Hamburg-Wandsbek vom 8.5.08: die Schimmelmann-Büste wird entfernt - so eine Meldung des Hamburger Abendblattes. Die Black Community Hamburg, die GAL, SPD, Regenbogen-Partei und andere hatten mehrfach gegen das Denkmal für den Sklavenhändler protestiert. Die Künstlerinnen und Künstler im Projekt wandsbektransformance machten mit Interventionen im Stadtraum auf die fragwürdige städtische Gedenkkultur aufmerksam.

Hamburger Abendblatt

10.5.08

"Beschluss Skulptur des Sklavenhändlers wird

abgebaut. Schimmelmann-Büste kommt weg

Der Streit um die Schimmelmann-Büste im Wandsbeker Puvogel-Garten ist beendet. Die Bronzeplastik soll verschwinden - das beschloss die Bezirksversammlung Wandsbek jetzt einstimmig. Damit lenkt die CDU nach mehr als eineinhalb Jahren ein: SPD- und GAL-Fraktion hatten, wie berichtet, bereits im September 2006 gegen die Aufstellung protestiert und fortan gefordert, die Büste des umstrittenen Hamburger Kaufmanns Heinrich Carl Graf von Schimmelmann (1724 bis 1782) zu entfernen. Dieser erwirtschaftete einen Großteil seines Vermögens mit Sklavenhandel.

Klaus Grage, CDU-Chef im Bezirk, räumt ein: 'Das Denkmal hat viel Unruhe gebracht. Bürger warfen uns vor, unbedacht mit der Geschichte umzugehen.' In der Vergangenheit hatte es wiederholt Proteste gegeben, bei denen die Plastik etwa mit roter Farbe besprüht worden war..." kpu

mehr >

www.abendblatt.de/daten/2008/05/10/879777.html

wandsbektransformance -

die Gegenwart des Kolonialen

Kunst und Kartierung im Stadtteil

Aktionstage 13.9.-16.9.07 in Hamburg-Wandsbek

Ausstellung 4.3.-6.4.08 im Kunsthaus Hamburg,

Klosterwall 15 (Hamburg-Hbf.)

Schimmelmann-Büste.

Askari-Reliefs.

'Tansania-Park'.

Koloniale Mythen in der Stadt.

Mapping Wandsbek.

Das forschende Kunstprojekt wandsbektransformance erkundet zwischen September und November 2007 die Gegenwart des Kolonialen in Hamburgs Nordosten: eine einzigartige Folge künstlerischer Interventionen im Stadtraum. Schauplatz ist Hamburgs größter Stadtbezirk, Wandsbek

Insgesamt 18 KünstlerInnen befassen sich mit dem Gedächtnis der Globalisierung vor Ort. Mentale Kartierungen, Performances, BeSchreibungen des Straßenraumes, poetisch-performative Begehungen auf der Suche nach Heimatmythen schaffen Verwandlungen des urbanen Bezirks. Die Interventionen laden die Stadtteilbevölkerung ein. Sie rufen Irritationen hervor, Stellungnahmen und spontane Beteiligungen.

Die Spuren der Wandsbeker Interventionen werden nun ins Stadtzentrum getragen: wandsbektransformance geht mit einer Ausstellung ins Kunsthaus Hamburg. Sie präsentiert auf 400 Quadratmetern beteiligende Konzeptkunst, Kartierungen, Rauminstallationen, Filme und multimediale Arbeiten. Die Ausstellung reflektiert die künstlerischen Prozesse mit einem Fokus auf das Verhältnis zwischen Kunstraum und Stadtraum und transformiert sich kaleidoskopartig weiter. Sie wird begleitet von einem umfangreichen, diskursiven Veranstaltungsprogramm im Kunsthaus und einer afrikanischen Filmreihe im Hamburger Kino Metropolis.

www.wandsbektransformance.de 7.2.08

Zu den künstlerischen Interventionen im Stadtraum erscheint ein Katalog.

Im Kurort Bad Lauterberg im Harz steht an zentraler Stelle im Park vor dem Kurhotel ein weiteres Wißmann-Denkmal. Mit diesem Kolonialmonument und dem Heimatmuseum, das Wißmann einen Raum widmet, wirbt die Kurverwaltung um Touristen. Die Hauptverkehrsstraße des Städtchens heißt Wißmannstraße.

Zur alljährlichen Tagung und Kranzniederlegung trifft sich dort seit über 30 Jahren der 'Traditionsverband ehemaliger Schutz- und Überseetruppen - Freunde der früheren deutschen Schutzgebiete e.V.' mit Gleichgesinnten. Am 14.10.2007 hat ein Aktionsbündnis 'Bunt gegen Braun BSB' gegen das Treffen demonstriert. Es "werden Verbrechen Deutscher an Afrikanern verherrlicht, es liegt Geschichtsrevisionismus vor, außerdem wird Rechtsradikalismus unterstützt. Das Denkmal von Hermann Wißmann steht für einen Kriegsverbrecher mit hunderttausenden von toten Afrikanern. Der BSB fordert die Einstellung der Verherrlichung der Kolonialverbrechen und setzt sich dafür ein, dass Informationstafeln am Denkmal und in der Kurverwaltung über die wahre Kolonialgeschichte im Zusammenhang mit Hermann von Wißmann erstellt werden. Auch wird sich das Bürgerbündnis dafür einsetzen, dass den Neokolonialisten künftig nicht mehr der städtische Kursaal für derartige Veranstaltungen zur Verfügung gestellt wird", so der BSB-Sprecher Fritz Vokuhl.

Artikel 'Harzkurier' vom 16.10.07:

www.bsb-oha.de/index.htm?aktuell.htm 9.11.2007

s. auch Joachim Zeller: (Post-)Koloniale Monumente. Denkmalinitiativen erinnern an die imperiale Übersee-Expansion Deutschlands

Das Hamburger Abendblatt meldet 11.10.07 unter der Überschrift "Hagenbeck-Hotel im Kolonialstil":

"... 2009 soll die Eröffnung des 159-Zimmer-Hauses gefeiert werden. Das Lindner-Park-Hotel Hagenbeck... soll das 'erste Tierpark-Themen-Hotel der Welt' werden. So wird das Haus, das nur wenige Meter vom Hagenbeck-Haupteingang entfernt liegt, im Kolonialstil gestaltet. Die Stockwerke sollen mit Materialauswahl und Inneneinrichtung die Kontinente Afrika, Asien und Südamerika widerspiegeln. ..." Familien und Geschäftsreisende fänden dabei ein "außergewöhnliches Ambiente in Stadtnähe", so das Abendblatt.

www.abendblatt.de/daten/2007/10/11/803417.html

Der Hamburger Impresario Carl Hagenbeck gilt als der Erfinder der 'Völkerschauen', die er im großen Stil weltweit veranstaltete und die Menschen aus 'fremden' Kulturen in entwürdigender Weise in Tierparks und (Welt)Ausstellungen vor Pappmaché-Kulisse zur Schau stellten. Die Zoo-Besucher imaginierten sich in exotische Welten hinein, die mit dem Alltag der Darsteller nichts zu tun hatten. "Dass ganze Völker in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerieten, ist eng verbunden mit der Ausbreitung des Kolonialismus. ... Völkerschauen haben wohl nicht unwesentlich zu einer Verfestigung rassistischer Haltungen beigetragen." Zitat aus wikipedia -> mehr

Wie hochsensibel das Thema bis heute ist, zeigt eine neuliche kontroverse Debatte: 2005 sah sich die Direktorin des Augsburger Zoos mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert, als dort die Afrika-Schau 'African Village' präsentiert wurde. -> mehr u.a.: www.etuxx.com/diskussionen/foo319.php3 und www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/682/54628. Auch 2008 kam es in Berlin zu Protesten, als die Deutsch-Namibische Gesellschaft Berlin-Brandenburg zu einer "Afrikanischen Zoo-Nacht" einlud, bei der auch schwarze Menschen beteiligt waren. Solche Aktionen reproduzieren rassistisch-stereotype Bilder.

2007 feierte der Tierpark in Hamburg-Stellingen sein 100jähriges Jubiläum. Bisher blieb Forschern das Hagenbeck-Hauptarchiv im Völkerkundemuseum Hamburg verschlossen. Noch heute werden im Zoo sog. 'Dschungelnächte' präsentiert unter Einsatz von Mensch und Tier mit "tropischen Klängen, Shows und Exotik". Der Neubau eines Hagenbeck-Hotels im Kolonialstil scheint in fragwürdig ungebrochener Tradition zu stehen.

Der 'Kolonialstil' hat auch anderweitig Hochkonjunktur: ob in zahlreichen Möbelgeschäften oder in der schicken Compagnie Coloniale in Hamburgs City.

Während in Hamburg-Wandsbek 2006 aus Privatspenden finanziert und vom Bezirk und von der Kulturbehörde unterstützt für einen der größten Sklavenhändler - Heinrich Carl Schimmelmann - ein ehrendes Denkmal errichtet wurde, wird das Verbrechen des Sklavenhandels in anderen europäischen Metropolen kritisch diskutiert. In diesem Jahr gedenkt etwa England der Befreiung der Sklaven auf dem ersten britischen Schiff vor 200 Jahren. Kein Grund zum Feiern, ging doch der Sklavenhandel und die Sklavenhaltung noch viele Jahre weiter. Die zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen warfen denn auch einen differenzierten Blick auf die frühe Abolition. In Liverpool, wo zeitweilig 80 % des englischen Sklavenhandels "abgewickelt" wurde, ist jetzt ein Internationales Sklavereimuseum eröffnet.

www.liverpoolmuseums.org.uk/ism

Zeitungsartikel in "The Guardian"

www.guardian.co.uk/commentisfree/story/ 0,,2154381,00.html

10.10.07

Die GAL Hamburg gibt die Aufsatzsammlung 'Hamburg und Kolonialismus. Kolonialspuren und Gedenkkultur im Selbstverständnis der Handelsstadt' heraus. 31.8.07

pdf-Download (3,9 MB) unter

www.wandsbektransformance.de/aktuelles.html

Erneuter Farbanschlag auf Schimmelmann-Büste in Wandsbek

Rote Lackfarbe überzieht seit einigen Tagen das bronzene Gesicht des Heinrich Carl Schimmelmann. Seit der Errichtung des Sklavenhändler-Denkmals im September letzten Jahres ist in der Öffentlichkeit eine Kontroverse entbrannt. Zum ersten Mal wurde der Kopf im November 2006 mit roter Farbe beschmiert.

9.8.07

Sklavenhändler-Denkmal mit kirchlichem Segen (pdf)

Propst verteidigt Aufstellung der Schimmelmann-Büste in Wandsbek

von Heiko Möhle, Eine Welt Netzwerk Hamburg, Rundbrief 02/2007

Veranstaltungsreihe: Wissmannstraße - Öffentliche Erinnerung auf der Probe

Die Werkstatt der Kulturen befindet sich in der Wißmannstraße in Berlin-Neukölln. Sie lädt vom Dezember 2006 bis März 2007 zu einer Veranstaltungsreihe über die kritische Erinnerung an den deutschen Kolonialismus und an Hermann von Wißmann ein. Im Mittelpunkt steht die Diskussion über die Umbenennung der nach Wißmann benannten Straße. In Deutschland gibt es 21 Wißmannstraßen. In Leipzig, Frankfurt/O., Erfurt und Bochum wurden diese bereits umbenannt.

www.werkstatt-der-kulturen.de/219.html

Webseite von "Kopfwelten":

www.koeln-postkolonial.de

Dort auch der überarbeitete Artikel von Thomas Morlang "Finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen." Der umstrittene 'Kolonialheld' Hermann von Wissmann

www.kopfwelten.org/kp/personen/wissmann/

Die Presse verreißt ZDF-Schmonzette 'Afrika-mon amour'

"Berben darf nicht sterben 'Afrika, mon amour': Auch das ZDF-Melodram malt den schwarzen Kontinent weiß an", Tagesspiegel 14.1.2007

"Warum sich Madonna, Jolie & Co. nach Afrika sehnen", WELT 12.1.07

Offener Brief des Schriftstellers Hermann Schulz, Antwort der ZDF-Redaktion

Sklavenschiff-Installation im Museum

Um den Laderaum eines Sklavenschiffs 'optimal' zu nutzen, ließen die Reeder vielfach 'logistische' Zeichnungen anfertigen. Der Künstler Romuald Hazoumé aus Benin erinnert mit einem ähnlichen Gebilde an den frühen Menschenhandel und macht auf die neokolonialen Mißstände aufmerksam. Aus dem Wohlstandsmüll, den die Schiffe der reichen Nationen heute an der Küste seiner Heimat ins Meer kippen, bildete er die Grundform einer Sklavenfregatte nach: seine eindruckvolle Installation La bouche du roi besteht aus 304 am Strand gefundenen Plastikanistern für Benzin und Rohöl - jeder schwarze Kunststoffbehälter symbolisiert "einen Sklaven, und in jeder wohnt eine afrikanische Gottheit". (Zitat aus: Bartholomäus Grill: "Der wahre Picasso", ZEIT 9.11.06; der Artikel ist leider nicht online verfügbar)

-> Bild der Installation

English summary of afrika-hamburg.de now online!

"Farbanschlag auf Schimmelmann

Anschlag auf einen Sklavenhändler: Die umstrittene Büste von Heinrich Carl von Schimmelmann (1724-1782) am Wandsbeker Marktplatz wurde am Sonnabend mit roter Farbe übergossen (...). Eine neue Dimension im Denkmal-Streit, der die Hamburger seit dem Sommer beschäftigt.(...)

Bevor am Sonnabend 30 Vertreter der 'Black Community' am Denkmal demonstrierten, hatten Unbekannte bereits rotgesehen. Sie bespritzen die Büste mit Lackfarbe.

Viele fragen sich nun: Was geschieht mit dem befleckten Schimmelmann? CDU-Fraktionschef Eckard Graage spricht sich für den Erhalt der Büste aus. 'Die Beseitigung würde nur dazu führen, dass in wenigen Monaten niemand mehr über Schimmelmanns Taten redet.' SPD-Chef Thomas Ritzenhoff verurteilt die Farbattacke: 'Das ist kein Mittel politischer Diskussion.' Olaf Duge von der GAL: 'Vor dem Hintergrund, wie in Wandsbek mit Menschen umgegangen wird, kann ich die Tat verstehen. Wir fordern weiter, dass die Büste weg muss.' Man werde die Botschaften der von Schimmelmanns Taten betroffenen Staaten über den Denkmal-Streit informieren." (ET Hamburger Morgenpost 27.11.2006)

- Bilder von der farbübergossenen Schimmelmann-Büste

- Hamburger Morgenpost -> der ganze Artikel

- Hintergründe und Bilder der Protestkundgebung der Black Community am 25.9.06

- Mehr Infos zu den Protestkundgebungen: www.black-hamburg.de

Blicke umkehren: Das Denkmalensemble des 'Afrika-Forschers' und Kolonialgouverneurs Wissmann als postkoloniales Debatten-Mahnmal im öffentlichen Raum

Vortrag von Jokinen und Gordon Uhlmann bei der Tagung Kunst und Ethnographie: Zum Verhältnis von visueller Kultur und ethnographischem Arbeiten. Tagung der Gesellschaft für Ethnographie e.V., Berlin in Zusammenarbeit mit Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität, Museum Europäischer Kulturen, Staatliche Museen zu Berlin am 17.-18.11.06 in Berlin -> www.gfe-online.org

Schimmelmann-Büste bleibt stehen

Die Bezirksversammlung Wandsbek stimmte bei der Sitzung am 12.10.06 mit der Mehrheit der CDU für den Erhalt der Büste. Die GAL und SPD hatten einen Antrag zur Entfernung der Büste gestellt. Vertreter der Black Community in Deutschland demonstrierten gegen das Denkmal. "Ihre Botschaft an den Bezirksamtsleiter: 'Wandsbek und Herr Fuchs müssen mit uns rechnen, bis das Denkmal verschwunden ist.' Olaf Duge, Fraktionsvorsitzender der GAL Wandsbek, verlangte von der CDU: 'Finden Sie einen Weg, die Gefühle der schwarzen Menschen nicht weiter zu verletzen. Nehmen Sie Rücksicht.' Nach emotionaler Diskussion wurden die Anträge der SPD und GAL trotzdem abgelehnt", so das Hamburger Abendblatt vom 13.10.06

"Riesenwirbel in Wandsbek, Denkmal für Sklavenhändler" - so die Titelstory der Hamburger Morgenpost am 18.09.06. Seitdem sorgt die neu im September vom Bezirksamt Wandsbek aufgestellte Büste für Heinrich Carl Schimmelmann (1724-1782) für Furore. Schimmelmann verdiente sein Geld im sog. Dreieckshandel zwischen den Kontinenten. Er handelte mit Sklaven und ließ in Wandsbek Waisenkinder in seiner Baumwollfabrik arbeiten.

- Mehr zur Person Schimmelmann auf dieser Website

- Aufruf zur Protestkundgebung der Black Community

- Bilder der Protestkundgebung

- Alle Artikel der Hamburger Morgenpost zum Thema hier.

- Alle Artikel des Hamburger Abendblatts hier.

- Firma Schimmelmann und Sohn. Der dänische Sklavenhandel von Stefan Winkle, Ärzteblatt online 10.12.03 (pdf 1.9 MB) (Website)

Konzept Park Postkolonial

Was soll mit all den abgelegten Hamburger Kolonialdenkmälern geschehen?

Sprung über die Elbe: Harburg postkolonial

eine Veranstaltung des Hamburger Architektursommers

Rundgang mit dem Historiker Gordon Uhlmann; Vortrag der bildenden Künstlerin Jokinen am 2.9.06.

SchülerInnen verhüllen Kolonialdenkmal

www.freiburg-postkolonial.de/Seiten/ denkmal-bs.htm

Eine Arbeitsgemeinschaft an der Gesamtschule Franzsches Feld hat das Braunschweiger Kolonialdenkmal verhüllt. Die Aktion unter dem Motto "Denk mal anders" will das Denkmal in die öffentliche Diskussion bringen.

(Siehe hierzu auch:"(Post-)Koloniale Monumente. Denkmalinitiativen erinnern an die imperiale Übersee-Expansion Deutschlands" von Joachim Zeller.

"Diskurs postkolonial" (pdf-Download 2,3 MB)

eine gut recherchierte Schülerzeitung zum Umgang mit der Kolonialgeschichte, entstanden im Leistungskurs Geschichte des Heisenberg Gymnasiums in Hamburg-Harburg. 21.6.06

Wie werben die Hamburger Medien für das Fußbal-WM-Spiel Deutschland - Elfenbeinküste? Wie sehen die Flüchtlinge das Fußballspiel?

Bilder der Stadt: Zwei aktuelle Impressionen im öffentlichen Raum. Euromayday 1.5.06

Kolonialdenkmäler und partizipative Plastik - Erinnerungskulturen, Mythen, Antithesen, Inversionen

Text zur Tagung Postkoloniales Deutschland - Erinnern und Versöhnen am 11./12.3.06 in Königswinter, organisiert von DEPO Deutschland postkolonial (www.deutschland-postkolonial.de)

Pressespiegel

afrika-hamburg.de

aktualisiert 6.2.06

Installation projection posthum: Himmel über Wandsbek - Guinea - St. Croix am Schimmelmann-Mausoleum in Wandsbek und im Künstlerhaus FRISE

 

3.April 1909 in Daressalam: die Einweihung des Wißmann-Denkmals mit Paradeaufmarsch und Lobreden. Während die deutschen Kolonisatoren ein vermeintlich "herrliches Denkmal" (Einweihungsrede) vor sich sahen, fassten die einheimischen AfrikanerInnen "zum Mißfallen der Weißen ... das Ehrenmal allerdings ganz anders: Bei einer Jagd hatte der Löwe den Gouverneur angegriffen. Der riß aus und konnte sich mit Ach und Krach gerade noch auf den Felsen retten, während zu seinen Füßen ... der tapfere Askari stand und den Löwen tötete." (Aufzeichnungen des deutschen Kolonialsiedlers und Kautschukpflanzers Karl Vieweg in: Burkhard Vieweg: 'Macho Porini. Die Augen im Busch', Weikersheim, Margraf 1996)

Maria Ernestina

Der Reader Schimmelmann > pp. Hamburg entfernt ein Kolonialdenkmal (Download pdf)

 

 

 

 

 

Der abgetrennte Adlerkopf (Photo: Joachim Zeller)

Die Schimmelmann-Büste wurde wiederholt mit roter Farbe übergossen. Die Proteste vor Ort ließen nicht nach. In der Sommerpause 2008 wurde die Büste abgebaut.

161 Körperumrisse aus Kreide. Auf den Sklavenschiffen "wurden mit eigens dafür entwickelten 'Regelsystemen' Hunderte von Menschen zusammengepfercht. Historische Drucke haben die Muster überliefert, nach denen die Körper von Frauen, Männern, Kindern auf den Decks anzuordnen waren. ... Die präzise, für die Betroffenen potenziell tödliche Verteilung im exakt abgesteckten Areal kristallisiert das menschenverachtende Kalkül des Sklavenhandels. Die Hamburger Künstlerin Judith Haman hat diese bildliche Formel des Entsetzens als StraßenBeSchreibung unter dem Titel: 'Mittwegs auf unseres Lebens Reise'... auf die Schimmelmannstraße in Wandsbek transponiert. Die leibhaftigen Umrisse teilnehmender Personen wurden mit Kreidestaub auf den Asphalt gesprüht: ein virtuelles Schiff konstituierend, das eindringlich an die Vielen gemahnte, die auf dem Weg der Sklaventransporte ihre Wurzeln, ihren Namen, ihre Identität, ihre Würde und oft auch ihr Leben verloren." Aus: Belinda Grace Gardner: Ornamente der Gewalt. Dem (Ge-)Denken Raum geben: Freilegung kolonialer Nachbilder durch künstlerische Zeichensetzung im öffentlichen Terrain, In: Katalog wandsbektransformance, Hamburg 2008. (S. auch alte Radierung eines Sklavenschiffs weiter unten auf dieser Seite.)

Die Treffen des 'Traditionsverbands' in Bad Lauterberg blieben auch in der Vergangenheit vor Protesten nicht verschont. 1982 mobilisierten der 'Antifaschistische Aktionskreis Bad Lauterberg' und die Gruppe 'Kunst und Kampf' eine Demonstration vor dem Wißmann-Denkmal. Im Bild das Aktionsplakat, das die Lauterberger Wißmann-Bronzefigur zeigt, einen Afrikaner niedertrampelnd, im Hintergrund die Fahnen des Reichskriegerbundes und des Reichskolonialbundes der Nationalsozialisten.1985 erlaubte sich eine Spaßguerilla-Gruppe namens 'Aktion Springteufel' einen Scherz. Sie deponierte eine Bombenattrappe am Sockel des Wißmann-Denkmals, die aber nur ein harmloser Feuerlöscher war gefüllt mit Zucker und Sand. Ein Polizeieinsatz verzögerte den Beginn der Kranzniederlegung des 'Traditionsverbandes' über mehrere Stunden.

Umgab sich mit 'exotischen' Menschen und Tieren:

John George Hagenbeck. Bild aus seinem Buch 'Mit Indiens Fahrendem Volk', Berlin 1932

Wißmann, Familie, Afrikaner, Jagdhunde, Photographiert in Bad Lauterberg im Harz.

Wißmann brachte 1890 zwei junge Afrikaner mit nach Deutschland; Moanso (im Bild) und Sankurru. (Quelle: Heyden/Zeller: 'Kolonialismus hierzulande', Sutton 2007, S. 408)

'Logistics': Raumnutzung auf Sklavenschiffen. Die Menschen wurden im Zwischendeck - zu zweit angekettet - regelrecht zusammengepfercht. Viele starben unterwegs. Links im Bild die Prototypen der Ketten und Schlösser.

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