Wohlgemeinte Werbeplakate wiederholen - bewusst oder unbewusst - alte Stereotype: Die Welthungerhilfe wirbt mit einem Vorher-Nachher-Klischee. Der traurig und etwas verwahrlost wirkende 'Analphabet' wird mit Ausbildung sauber und glücklich. Ähnliche Bilder finden sich in der kolonialen Photographie, etwa in Motiven der Missionsgesellschaften: Der 'Heide' ist immer schmuddelig abgebildet - nach der Taufe erst trägt er blütenweiße Kleidung und lächelt beseelt.

"Willkommen Elfenbeinküste" frohlockt das Hamburger Abendblatt auf großflächigen Plakaten zur Fußball-WM 2006.

MigrantInnen feiern während des Euromaydays am 1. Mai 2006 das kommende Fußballspiel Elfenbeinküste - Argentinien in Hamburg. Ebenso nutzen sie das aktuelle öffentliche Interesse, um gegen die politischen Mißstände im eigenen Land und die rigorose Hamburger Abschiebepolitik zu demonstrieren. In Wirklichkeit werden Flüchtlinge in der Hansestadt nicht gerade willkommen geheißen.

Ob für Produkte aller Art oder wie hier für die journalistische Weiterbildung, 'ExotInnen' wurden und werden in der weißen Kultur als Blickfang eingesetzt. Mit dem Zeichenvorrat des 'geheimnisvollen' Fremden lässt sich Aufmerksamkeit erregen. Ähnliche Bilder fanden sich auch in den Südstaaten der USA, wo nach der Abschaffung der Sklaverei sog. Minstrelshows durch die Lande tingelten. Bei diesen rassistischen Bühnenschwanks schminkten sich weiße Darsteller schwarz. Mit ihrer maskenhaften Erscheinung und den tölpelhaften Rollen machten sie sich zynisch über die vermeintlich 'einfältigen' Schwarzen lustig. Die Blackface-Satire wurde später von den Verspotteten selbst angeeignet und subversiv umgekehrt zu einer Persiflage, die den stereotypen weißen Blick auf den schwarzen Körper aufs Korn nahm. Ebenso klisheehaft fungieren heute Bilder von People of Colour als eye catcher im Werbekontext. Mit dem Cover soll wohl die Weltläufigkeit des Journalistenberufs demonstriert werden. So erscheint die Werbefigur hier als Symbol einer weißen Multikulti; dabei finden einmal mehr gängige Positivstereotype ("Schwarze sind irgendwie so leidenschaftlich und lebenslustig") ihre Bestätigung. Die Darstellung bleibt den europäischen Phantasmen über den Anderen verhaftet. (Text: Joachim Zeller, 2010)

Plakat für Blindenhilfe in Afrika. Anstelle der Augen sind Geldschlitze abgebildet. Eine Entsprechung findet diese Bildbotschaft im sog. 'Nickneger', eine Spielzeug-Spardose: wird ein Groschen in den Mundschlitz geschoben, nickt der Kopf. Der unterschwellige Rassismus kokettiert mit der Ansage über die unendliche Hilfebedüfrtigkeit, die kein Geld der Welt stillen kann.

Eiswerbung mit sexistischem Beigeschmack.

Die schwarze Frau als Trägerin massiv-hochkarätiger Juwele. Diese Werbung spielt mit dem Bild der sogenannten 'Schlangenhalsfrau'. Das Halsstrecken mit Metallringen war Tradition in Ghana, Burma und Thailand. Afrikanerinnen mit langen Hälsen wurden in Deutschland bis in die 1950er Jahre auf Volksfesten als Exotinnen zur Schau gestellt, genauso wie die sogenannten 'Lippennegerinnen'. Das Publikum reagierte mit einer voyeristischen Mischung aus Abscheu und Faszination

Musical-Werbung 2005 in der Touristenmeile Landungsbrücken. 500 Meter sind es nicht nach Afrika, sondern zu der Anlegestelle der Fähre, die über die Elbe zum Musical-Zelt fährt. Aber wer weiß: vielleicht war auch das Wißmann-Denkmal mit dem Löwen gemeint, das am diesseitigen Elbufer stand? Die Entfernung kommt hin...

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