aus: Newsletter Freundeskreis Bagamoyo 2/2007

Offener Brief des Schriftstellers Hermann Schulz an die ZDF-Redaktion

15.01.2007

Sehr geehrte Damen und Herren,

gerade ist der 2. Teil Ihres Filmprojektes 'Afrika, mon amour' zu Ende gegangen. Folgende Eindrücke möchte ich Sie wissen lassen:

Wieder einmal sind in einem Afrika-Film die Afrikaner nur Statisten für europäische Dramen; nicht an einer Stelle werden die am meisten Betroffenen in ihrem Leiden auch nur erwähnt. Die Gestalt des Generals von Lettow-Vorbeck ist sträflich falsch gezeichnet; er war weder ein Held noch ein Befehlshaber, dem die Afrikaner treu ergeben waren. Er war ein purer Rassist.

Afrikanische Landschaften geben hier ein Bühnenbild her für eine Geschichte, die so verlogen wie trivial ist; nicht einmal Spannung vermag der Film zu vermitteln. Man hofft natürlich, dass irgendwie Frau Berben überlebt, als sie sich am Fluss entkleidet (nicht ganz) und einem Engländer (dem ritterlichen Feind) gegenüber steht. Das kann ja nur im Bett enden, dachte ich - und so geschah es.

Für einen solchen Film vermutlich viel Geld auszugeben ist eine Schande angesichts der Tatsache, dass es wunderbare Romane afrikanischer Autoren gibt, um die sich niemand, auch nicht beim ZDF, kümmert.

Also kein Glückwunsch, sondern das Gegenteil. Warum eigentlich alle Diskussionen um die Entwicklung und Gleichstellung Afrikas und seiner Menschen, wenn durch solche Filme Vorurteile und Rassismus bestätigt werden? Ich bin tief enttäuscht.

Hermann Schulz, Wuppertal

(Zur Person: Hermann Schulz ist mehrfach preisgekrönter Autor von Büchern wie 'Wenn Dich der Löwe nach der Uhrzeit fragt', 'Auf dem Strom'. 'Leg nieder Dein Herz' u.a.)

Antwort der ZDF-Redaktion an Hermann Schulz

Sehr geehrter Herr Schulz,

vielen Dank für Ihre E-Mail an das ZDF.

Ihre Kritik haben wir der zuständigen Redaktion unseres Hauses zur Kenntnis gebracht. Ihre Ausführungen fließen darüber hinaus in unsere hausinterne Auswertung ein und bilden somit einen wichtigen Hinweis darauf, welche Resonanz unsere Programmarbeit beim Zuschauer findet.

Bei dem Dreiteiler 'Afrika, mon amour' handelt es sich um die fiktive Geschichte von Katharina von Strahlberg. Es ist kein Dokumentarfilm.

Mit freundlichen Grüßen

Christine Heck, ZDF Zuschauerredaktion

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