(aktualisierte Konzeptfassung Mai 2006) |
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"Die beste Waffe gegen den Mythos ist in Wirklichkeit vielleicht, ihn selbst zu mythifizieren, das heißt, einen künstlichen Mythos zu schaffen." |
(Roland Barthes: Mythen des Alltags. Als Beispiel für seine These nimmt der Philosoph ein Titelbild des Paris Match, auf dem ein schwarzafrikanischer Soldat die Trikolore salutiert.) |
"Die subversive Methode der Erschaffung eines künstlichen Mythos, die Barthes im Kampf gegen den Mythos vorschlägt, besitzt zweifelsohne eine gewisse Kulturtauglichkeit, weil sie von der Ohnmacht einer rationalen Aufklärung gegenüber dem Mythos ausgeht. Eine Aufklärung des Mythos müsste selbst eine mythische Antithese dazu sein." |
(Thomas Feuerstein) |
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Konzept |
Park Postkolonial |
Vom Umgang mit unbeliebten Denkmälern |
Kolonialdenkmäler repräsentieren und transportieren hartnäckige Mythen und Legenden kolonialer Praktiken. Obwohl neuere Forschungsergebnisse zweifelsohne belegen, dass die Kolonialzeit brutal und rassistisch geprägt war und dass in den deutschen Kolonialkriegen Hunderttausende starben, wird diese Epoche von "Traditionsverbänden" bis zum heutigen Tag romantisiert und verherrlicht. Kolonialdenkmäler kommen dabei zuweilen gar zu neuen Ehren. Wie können wir solchen Mythen begegnen? Wie können wir konkret mythische Antithesen schaffen? |
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Es gibt verschiedene Versuche, mit unbeliebten Denkmälern umzugehen. Sie sind eingeschmolzen, zerstört oder in Kellern verbannt worden. Das Abstimmungsergebnis des Projekts afrika-hamburg.de zeigt jedoch, dass 95 % der 5669 beteiligten Menschen der Meinung sind, dass solche Denkmäler sichtbar bleiben sollten. Es gibt ein Bedürfnis, sich an ihnen zu "reiben", um sich zu erinnern. Ein Beispiel unter vielen waren etwa die Schulklassen, die sich mit dem Wissmann-Denkmal vor Ort körperlich und mit allen Sinnen auseinandergesetzt haben. -> Bilddokumentation |
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Wir können auch Gegendenkmäler errichten, wie in den letzten Jahrzehnten praktiziert. Doch es gibt auch hier wenig gelungene Beispiele: Gegendenkmäler, die auf der Symbolebene nicht funktionieren oder aber solche, die vergessen vor sich hin verdrecken. Zuweilen wurden überkommenen Denkmälern Plaketten und Informationstafeln hinzugefügt - ob diese stets in der Lage sind, eine neue Botschaft zu vermitteln, darf bezweifelt werden. Gegendenkmäler sind ferner insofern problematisch, als auch sie Bilder festschreiben, d.h. sie eröffnen keinen dynamischen Prozess im Umgang mit unbeliebten Denkmälern. |
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Ein probates Mittel ist die reflektierte Dekonstruktion / Neukontextualisierung solcher Standbilder, die Entzifferung ihrer tradierten Inhalte, um gegenwärtige Kontexte herzustellen. Damit werden die Monumente ihrer ursprünglichen, vermeintlich für alle Ewigkeit festgegossenen Botschaft entkleidet. Sie verändern sich und bieten Raum für neue Gedanken. Statt unumstößlich und übermenschlich, unabänderlich und übermächtig zu erscheinen, werden sie zu prozesshaften Gestalten. Eine Interaktion mit den lebenden Körpern der Betrachter, neue Konfrontationen und künstlerische Situierungen ermöglichen immer wieder veränderte Sichtweisen. |
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Hamburg ist in der Pflicht |
Hamburger Kaufleute und Reeder waren Wegebereiter und starke Lobbyisten des deutschen Kolonialismus. Der Kaufmann Adolph Woermann selbst hat Bismarck maßgeblich dazu bewogen, Deutschland zur Kolonialmacht zu erklären. |
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Im Stadtbild finden wir viele eherne und steinerne Zeugen der Kolonialzeit. Überaus viele Straßennamen sind nach damaligen Kolonialisten und kolonial beherrschten Gebieten benannt. |
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Im Jahr 2004/2005 haben bundesweit zahlreiche Veranstaltungen und Kulturprojekte an den Herero-Nama-Aufstand und Völkermord im damaligen "Deutsch-Südwestafrika" (heute: Namibia) sowie an den Maji-Maji-Krieg vor 100 Jahren in der früheren Kolonie "Deutsch-Ostafrika" (heute: Tanzania) erinnert. Ein erwachtes Interesse an der deutschen Kolonialgeschichte hat sich sowohl in den Medien als auch im öffentlichen Diskurs gezeigt. In Hamburg bietet die Arbeitsgruppe Hamburg postkolonial (www.hamburg-postkolonial.de) ein vielfältiges Programm zum Thema. Die Veranstaltungen haben Menschen stadt- und landesweit interessiert und beteiligt. Kontakte zu KünstlerInnen in Tanzania werden gepflegt. Auch in anderen europäischen Ländern gibt es erste Bestrebungen, die eigene Kolonialgeschichte und den Sklavenhandel zu verarbeiten und in der breiten Öffentlichkeit zu diskutieren. |
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Unsere Stadt knüpft aktuell neue Kontakte zu Tanzania. So besuchte 2005 eine Senatsdelegation Daressalaam. Mit Unterstützung des Senats fand im November 2005 die Erste Hamburger Tanzania-Woche statt. Mit der Bürgerschaftsvorlage im Februar 2006 wurde die Vertiefung der entwicklungspolitishen Kontakte zur Hauptstadt Tanzanias beschlossen. |
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Doch in der Politik und Bevölkerung herrscht nach wie vor viel Unkenntnis über das koloniale Kapitel unserer Stadtgeschichte. Bis heute wird die Kolonialgeschichte in den Schulen nicht gelehrt und in kaum einem Geschichtsbuch über Hamburg kritisch hinterfragt. In den Köpfen wirken (neo)koloniale Muster und Vorurteile nach, die häufig Nährboden für Fremdenhass sind. Wir brauchen eine Gedenkkultur, die beleuchtet, aufklärt und kritische Lernorte schafft. Recherche und Dokumentation, Veröffentlichung und Ausstellung sollen über die zwei Gedenkjahre hinausgehen und zu einer kontinuierlichen Beschäftigung führen, die Modellcharakter haben kann. |
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Es gilt, |
- aus den historischen Erfahrungen zu lernen, um in Zukunft mit den afrikanischen Ländern zu kooperieren.
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- das beinahe vergessene Kapitel unserer Stadtgeschichte zu verarbeiten und aktuellen rassistischen sowie etwaigen kolonialromantisierenden Tendenzen entgegen zu treten.
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- die Gebäude, Straßennamen, Bildzeugnisse, Denkmäler usw. kolonialen Ursprungs zu reflektieren und entsprechend im öffentlichen Raum zu kommentieren.
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- den Jenfelder 'Tansania-Park' öffentlich zu diskutieren und einer Revision zu unterziehen.
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- Kolonialdenkmäler zur Diskussion zu stellen und kritische Lernorte zu schaffen.
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- die Kolonialgeschichte Hamburgs zu erforschen und lehren.
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- mit afrikanischen WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen zu kooperieren
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Impulsgeber: Szoborpark der totalitären Statuen in Budapest |
Ein Beispiel für einen geglückten Umgang mit Denkmälern der Vergangenheit ist der Szoborpark der totalitären Statuen in Budapest. Der ungarische Intellektuelle András Török schreibt: "Die Debatte, was mit all den Lenins, Marxen und entsprechenden lokalen Varianten in Marmor und Bronze zu geschehen hätte, endete mit einem klugen Kompromiss: sie wurden am Stadtrand von Budapest in einem Park untergebracht. Die meisten von ihnen sind von geringem künstlerischen Niveau, aber nicht alle. ... Die Atmosphäre von Verlassenheit und Vernachlässigung vertieft unbeabsichtigt den Eindruck." |
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Heldendenkmäler brauchen normalerweise Heldenplätze. Solche Figuren erleben eine starke Mythisierung im Sinne einer Heroisierung, Verklärung, Legitimierung und sind zugleich gekoppelt mit Gedächtnisbesetzung und Verdrängung. Sie sind originär nicht dazu gemacht, aus ihrem räumlichen und symbolischen Kontext herausgerissen zu werden und Beziehungen zueinander aufzunehmen. |
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Im Budapester Gehege wirken die heute unerwünschten und teilweise beschädigten Standbilder geradezu skurril zusammengesucht und abgestellt. "Mit propagandistischen Statuen habe ich einen Anti-Propaganda-Park entworfen... Wir haben Zeit genug, darüber nachzudenken. Die Statuen sind noch lange haltbar.", umschreibt Architekt Akos Eleöd sein Projekt. Der Kunsthistoriker Miklós Sulyok stellt fest, dass der Szoborpark "grundlegende Werte unserer europäischen Kultur, insbesondere Toleranz und Freiheit des Erinnerns" symbolisiere. |
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Der Szoborpark ist ein Publikumsmagnet geworden. Die BesucherInnen kommen etwa zu gleichen Teilen aus Ungarn und dem Ausland. |
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Das Projekt afrika-hamburg.de hat gezeigt, dass auch weitaus ältere Denkmäler viel öffentliches Interesse erwecken und überaus emotionsgeladen diskutiert werden. Das wilhelminische Wissmann-Denkmal besitzt immer noch Sprengkraft, denn es stellt eine rassistische Konstellation zwischen "Schwarz" und "Weiß" dar - ein Thema, das leider noch heute in unserer Gesellschaft aktuell ist und auf viel Diskussions- und Handlungsbedarf verweist. |
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Szoborpark im Internet: |
www.szoborpark.hu/de/de_museum_gigantikus.php |
parapluie.de/archiv/schoenheit/lenin |
www.szoborpark.hu/mementopark/aemlekezes.htm |
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Für einen Park Postkolonial in Hamburg |
In Hamburg gibt es verstreut mehrere Monumente des Kolonialismus: |
- Einige sind im Zuge historischer Verdrängung seit Jahrzehnten in Kellern verschwunden: das Ensemble mit Hermann von Wissmann mit dem Askari-Soldaten und den Löwen vor dem Projekt afrika-hamburg.de und das Standbild von Hans Dominik.
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- Das "Deutsch-Ostafrika-Gedächtnismal" oder "Askari-Denkmal" mit drei Figuren - ursprünglich für Potsdam vorgesehen, dort jedoch nie aufgestellt - steht seit 1955 versteckt vor dem Komposthaufen des Hotels Waldesruh in Aumühle.
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- Auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld befinden sich im sog. "Tansania-Park" das "Schutztruppen-Ehrenmal" (Stele) und das "Deutsch-Ostafrika-Kriegerdenkmal" ("Askari-Reliefs").
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- Am Übungsplatz der Lettow-Vorbeck-Kaserne befinden sich an Gebäudefassaden mehrere Terrakotta-Reliefs mit Portraits von kolonialen Figuren (Wissmann, Lettow-Vorbeck, von Trotha, Schleinitz, Liebert, Zelewski u.a.) .
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Zudem hängt in der Kirche St. Michaelis eine Gedenktafel zu Ehren der in Kolonialkriegen gestorbenen deutschen Soldaten. Auch auf dem Ohlsdorfer Friedhof finden wir Spuren der Kolonialgeschichte. |
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Bemerkenswert in Hamburg ist das Vorhandensein von gleich drei Denkmalensembles, die die koloniale Hierarchie zwischen schwarzen und weißen Menschen direkt ins Bild setzen (Wissmann-Denkmal, "Askari-Denkmal", "Askari-Reliefs"). Diese sind die einzigen jemals aufgestellten deutschen Kolonialdenkmäler dieser Art. Mehr Informationen zur schwarz-weiße Bildsymbolik in Denkmälern und Denkmalentwürfen. |
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Im Park Postkolonial werden diese unzeitgemäßen kolonialen Figuren an einem einzigen Ort präsentiert. Die massive Ansammlung fördert Nachdenken über Symbole und Repräsentationen der Macht. Die Kolonialherren-Statuen sollen nicht etwa restauriert zu neuen Ehren kommen, sondern bewusst mit der Patina und den Zeitspuren, die sie aufweisen, aufgestellt werden. Diese Spuren sind Zeitgeschichte und sollen unbedingt sichtbar bleiben. Gerade in den Beschädigungen finden wir Sedimente der kollektiven Auseinandersetzungen, die wir so dringend brauchen, um aus den historischen Erfahrungen zu lernen. |
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Die kolonialen Gestalten werfen Fragen auf, die auf Antworten warten: Mit welcher Gestik sprechen uns heute diese Monumente an? Welchen Standpunkt, welche Stellungnahmen vertreten sie auf welchen Sockeln? Worauf fußen sie, was übersehen sie? Welche unbewussten Schichten kolonialer Mentalitätsspuren drängeln an die Oberfläche? Welche gesellschaftlichen Auseinandersetzungen manifestieren sich in unserer Zeit? Welche politischen und künstlerischen Antworten darauf sind heute möglich? |
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Der Park Postkolonial kann entweder auf dem Gelände des sog. "Tansania-Parks" entstehen oder in der Hafencity oder an einem passenden, anderen Ort, z.B. in Harburg, wo das Stadtbild und die gesamte Hafenstruktur noch vom kolonialen Handel zeugt. Der aktuelle städtebauliche "Sprung über die Elbe" sieht eine kulturelle Nutzung auf der Harburger Schlossinsel vor.1 Als Gesamtkonzept gedacht könnten HamburgerInnen und StadtbesucherInnen verschiedene Themen der Hafengeschichte anfahren: die Auswandererhallen auf der Veddel, die Geschichte der Hafenarbeit im Hafenmuseum und die Kolonialgeschichte in Harburg. |
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Parkgestaltung: Besuchersockel, Tableaus, künstlerische Interventionen, Internetforum für Debatte , Ausstellungsraum, Infotafeln |
Der Entwurf sieht sog. Besuchersockel sowie drei Denkmal-Tableaus vor, die mit den versammelten Kolonialdenkmälern arrangiert werden. Diese Elemente und das räumliche Konzept kreieren Sichtwechsel, Standpunktveränderungen, Gegenbilder und mit diesen einen kommunikativen Raum zum Nachdenken und für Debatten. Eine Internetseite bietet die Möglichkeit an, den Park Postkolonial in einem Debattenforum öffentlich zu diskutieren und sich auch über die Historie der verschiedenen Denkmäler zu informieren. |
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Die Besuchersockel sind wesentliche Elemente für alle drei nachfolgenden Tableau-Installationen. Auf die Sockel können ParkbesucherInnen steigen, direkt in das Angesicht der vergangenen Heroen blicken und Einsicht nehmen auf die skulpturalen Eigenschaften und Details der Denkmäler in ungewohnter Weise von der Höhe und aus der Nähe. Aus diesem besonderen Blickwinkel lassen sich etwa strategische Proportionen- und Perspektivverschiebungen studieren, die die Bildhauer konform im Auftrag der damaligen Denkmalsetzer vorgenommen haben in dem Versuch, pathetisch vermeintliche Überlegenheit zu demonstrieren und beim damaligen Betrachter Ehrfurcht und Respekt einzuflössen - Kunst als Instrument zur Machterzeugung und Machterhaltung. |
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Die Besuchersockel laden zu Körperperformances ein. Aug in Aug werden gestische Bedeutungen der Machtfiguren und Hierarchien verschoben. Der eigene, lebendige Körper setzt sich mit den Figuren, die aus festem Material für die "Ewigkeit" gebaut wurden, in Szene und wird selbst zum Ereignis. Der Park wird zum Denkraum, zum Raum für Begehung und Begegnung, Distanz und Annäherung, Reflexion und Auseinandersetzung. Als Gegenpol zu starren Denkschablonen vergangener Denkmalaussagen sollen in der Interaktion mit den Besuchersockeln neuartige, temporäre "Denkmalsetzungen" lebender Körper erfolgen, die offene, fließende Wahrnehmungsfelder ermöglichen. |
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- In der Tableau-Installation 1 ist das in der Nazizeit entstandene "Deutsch-Afrika-Gedächtnismal" oder "Askari-Denkmal" zu sehen, das sich jetzt in Aumühle befindet. Die Dreiergruppe zeigt in der Mitte einen weißen Soldaten mit Gewehr und Tropenhelm, links hinter ihm steht ein afrikanischer Askari-Soldat und zu seinen Füßen rechts sitzt ein müder Träger. Ursprünglich war es von den Denkmalsetzern vorgesehen, das Denkmal erhöht auf einen Sockel zu stellen, so dass die Hauptfigur des "Schutztruppenführers" über die Köpfe der BetrachterInnen hinweg vermeintlich weise und vorausschauend in die Ferne und Zukunft späht. Entgegen der damaligen Absicht steigt nun der Parkbesucher auf einen Besuchersockel und schaut dem weißen Führer in gleicher Höhe direkt ins Angesicht. Durch die Anordnung der steinernen Figuren und des lebendigen Körpers findet eine inhaltliche Verschiebung statt, und der deutsche Kolonialsoldat schaut nur noch den Betrachter an.
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- Im Tableau 2 werden die "Askari-Reliefs" (aus dem Jenfelder "Tansania-Park") konfrontiert mit dem Standbild des Kolonialkriegers Hans Dominik, das im Moment im Keller der Sternwarte Bergedorf eingelagert wird. Hans Dominik, mit einer Flinte abgebildet, passt thematisch zu den "Askari-Reliefs" und nimmt in einer Art mis en scène ironischen Bezug zum weißen Soldaten der Reliefs, der ebenfalls ein solches Gewehr trägt. Steigt der Besucher auf den eigenen Sockel, reiht sich sein Körper in die Figurengruppe ein. Er befindet sich räumlich zwischen den zwei bewaffneten Kolonialisten und in gleicher Höhe mit den afrikanischen Figuren der Reliefs.
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- Im Tableau 3 sehen wir das "Schutztruppen-Ehrenmal" (die Stele aus dem Jenfelder Park) neben dem Wissmann-Denkmal mit dem Askari-Soldaten und dem toten Löwen. Im Park Postkolonial liegt die beschädigte Wissmann-Figur rücklings hinter seinem Sockel auf der Erde. Damit greift das Tableau einige für das Ensemble typische historische Situationen wieder auf. Der Askarisoldat schaut also nicht mehr zu seinem weißen Herrn empor, sondern in den Himmel. Die Infotafel zeigt die verschiedenen Versetzungen und Stürze der Figur anhand von Archivphotos.
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Im Park können auch die vielen Terrakotta-Reliefs vom Jenfelder Kasernengelände, die beim bevorstehenden Abbruch sonst womöglich nicht gerettet werden könnten, ausgestellt werden. |
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Im Internet entsteht ein Debattenforum, in dem der Park und seine Inhalte diskutiert werden können. Dort können sich Menschen auch über die einzelnen Denkmäler und ihre historischen Kontexte informieren. Thematische Stadtrundgänge, Veranstaltungen und Künstleraktionen zum Thema können dort genauso angekündigt werden wie auch Informationen für Schulen bereitgestellt werden. |
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Für die Parkbesucher stehen differenzierte Infotafeln zur Verfügung. Auf diesen sind neben Daten zur Person und zum kolonialhistorischen Hintergrund Photographien zu sehen, die Epochen der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit den Denkmalfiguren zeigen und damit Geschichte "schreiben". Der interaktive Charakter der Tableau-Installationen wird mit Sachinformation ergänzt. Zusätzlich informieren Broschüren und Führungen über den Ort. |
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Das Wegesystem umrahmt die Tableaus und verstärkt Kontinuitäten und Kontraste. Es endet zuweilen symbolhaft im Nirgendwo: der Kolonialismus als Sackgasse. Reste des im Freihafen befindlichen, denkmalgeschützten kaiserzeitlichen Zollzauns, der wohl bald teilweise abgerissen wird, können als skulpturale Elemente einbezogen werden. |
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Die Denkmal-Tableaus und die Besuchersockel bilden die Grundstruktur des Parks, der darüber hinaus dynamisch und prozesshaft sein sollte. Zukünftig soll das Gelände durch neue Arbeiten einzuladender Künstlerinnen und Künstler temporär ergänzt und verändert werden, um immer wieder neue Ansichten zu ermöglichen und die Vorstellung zu irritieren, für die Ewigkeit gegossenen Bildern zu begegnen. |
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Ferner wäre es überaus wichtig, in einem solchen Park Postkolonial ein Dokumentationszentrum und einen Ausstellungsraum zu etablieren, damit die Kolonialgeschichte unserer Stadt erforscht und der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden kann. |
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Der Park, das Debattenforum im Internet, die Forschungsstelle und der Ausstellungsraum bilden eine planerische und inhaltliche Einheit. |
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Arbeitsräume für afrikanische Künstlerinnen und Künstler sind ebenso wünschenswert wie auch die Zusammenarbeit mit Hamburgischen Kunstschaffenden, um weitere Zeichen im öffentlichen Raum der Stadt zu setzen. |
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Park Postkolonial ist ein offener, sich verändernder Raum, in dem Forschung, Vermittlung, künstlerische Intervention und öffentliche Debatte zu einem besseren Reflektion eines lange verdrängten Kapitels der Stadtgeschichte beitragen. Er kann Modellcharakter für ein europäisches Projekt haben. |
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Zielgruppen und Nutzungskonzept: |
kritischer Lernort und Kulturraum |
HamburgerInnen, Kunstinteressierte, Schulklassen, Jugendeinrichtungen, in Hamburg lebende MigrantInnen sowie StadtbesucherInnen u.a. werden das Gelände besichtigen. Veranstaltungen können in Kooperation mit Hamburger Museen organisiert werden. In Sommermonaten finden dort Openair-Lesungen und -Filmabende statt, die die deutsche Kolonialgeschichte und die kolonialen Aspekte der NS-Geschichte kritisch unter die Lupe nehmen. |
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Ein Trägerverein wird gegründet, in dem KünstlerInnen und HistorikerInnen mit Migrantenorganisationen, der Universität, Museen und Kirchen sowie interessierten BürgerInnen und Kulturvereinen zusammenarbeiten und Ausstellungen, Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit organisieren. Ein Kernteam pflegt die Internetseite, auf der öffentlich debattiert wird. |
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Ein Ausstellungs- und Dokumentationszentrum wird eröffnet, beinhaltend und thematisierend besonders |
- Dokumente der kolonialen Stadtgeschichte Hamburgs und deren heutige Spuren im Stadtbild
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- Photographien und Filme aus der Hamburgischen Kolonialzeit und der kolonialen Nazipropaganda sowie deren kritischer Analyse
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- eine Auswahl-Bücherei mit Kolonialliteratur und neuerer Literatur der Postcolonial Studies
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- Berichte zum Umgang mit Kolonialtraditionen in Hamburg und in den kolonisierten Ländern
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- Dokumentationen über den Weg der ehemaligen deutschen Kolonien in die Unabhängigkeit; in Zusammenarbeit mit afrikanischen HistorikerInnen und Kolonialarchiven in Afrika; Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Windhoek, Namibia
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- die Bereitstellung von Schulmaterialien zur Kolonialgeschichte
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- Kunstprojekte, die in Kooperationen zwischen afrikanischen und hamburgischen KünstlerInnen und hier lebenden kunstschaffenden MigrantInnen entstehen.
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- filmische und literarische Lebensgeschichten von MigrantInnen und Zeitzeugen; Hamburgische Familiengeschichten aus den ehemaligen Kolonien (inkl. Photoalben)
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- Kulturaustausch und Suche nach eigenen Wurzeln per Internet u.a.
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u.a. |
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Plädoyer für ein europäisches Projekt |
Die Kolonialzeit war ausgesprochen eurozentrisch; heute sprechen HistorikerInnen von einer "gesamteuropäischen Verantwortung". Die Ursachen für die neulichen Unruhen, die Jugendliche in den Pariser banlieues entfacht haben, liegen nach Expertenmeinungen unter anderem in der nicht verarbeiteten Kolonialgeschichte Frankreichs. In Portugal (Universität Coimbra) und England (National Maritime Museum, London; über Sklaverei www.nmm.ac.uk/collections/ education/slavery) werden erste Schritte in der kritischen Erforschung und Ausstellung der eigenen Kolonialvergangenheit genommen. In Frankreich wird aktuell dem Tag der Sklavenbefreiung gedacht. Wir stehen am Anfang einer europaweiten Debatte über Koloniageschichte und deren Gedenkkultur. Aus diesen Gründen erscheint ein europäisch vernetzendes Vorhaben sinnvoll. Innovative Kulturprojekte, die sich mit diesem Kapitel der europäischen Geschichte beschäftigen, werden international bedeutender. Hamburg kann hier eine Initiativrolle übernehmen. |
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Finanzierung |
In Hamburg können wir ein europäisches Modellvorhaben zum Umgang mit Kolonialdenkmälern initiieren. Eine Vernetzung mit den früheren Kolonialmetropolen London, Brüssel, Amsterdam, Paris, Madrid, Lissabon liegt dabei auf der Hand. Geldmittel können aus den europäischen Kulturfonds beantragt werden, die schwerpunktmäßig die Bewahrung des Kulturerbes fördern. In den verschiedenen Ländern können künstlerische Vorhaben in Auseinandersetzung mit den dortigen Kolonialdenkmälern entstehen, die dann dokumentiert werden. Der Park Postkolonial in Hamburg wird großenteils aus diesen Mitteln finanziert. |
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In Kooperation mit afrikanischen Ländern (Kunst- und Wissenschaftsaustausch) können auch Mittel der UNESCO eingeworben werden. Für weitere Finanzmittel kommen etwa die Kulturstiftung des Bundes und der Länder, der Fonds Soziokultur, die Bundeszentrale für Politische Bildung, der Kulturfonds des Auswärtigen Amtes u.a. in Frage. Da es sich ja speziell um die Hamburgische Kolonialgeschichte handelt, wäre allerdings auch unsere Stadt gefragt. |
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Jokinen, August 2003, aktualisiert: November 2005 / Mai 2006 |
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Die Park-Idee wurde im Januar 2006 von der Grün-Alternativen Liste aufgegriffen. Vorgeschlagen wurde das Projekt für die Schloßinsel Harburg vor den Toren Hamburgs. Im Binnenhafen Harburg, wo aktuell der Senatsplan 'Wachsende Stadt - Sprung über die Elbe' im Zuge der Internationalen Bau- und Gartenausstellung große städtebauliche Änderungen vorsieht, war einst das Zentrum des kolonialen Handels mit Kautschuk, Elfenbein und Palmöl. Hiervon zeugen noch viele Spuren im Stadtbild: Gummiwarenfabriken, Palmspeicher, Reste von Gebäuden zu Verarbeitung von Elfenbein, Villen der Kaufmänner und Reeder u.a. |
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Die GAL-Vorlage, die den Senat zudem auffordert, Straßennamen kolonialen Ursprungs umzubenennen und ein Schulprogramm 'Hamburg lernt über die Kolonialgeschichte' zu entwickeln, wurde von der Bezirksversammlung Harburg mit den Stimmen des Koalitionspartners CDU und auch der SPD befürwortet. Ebenso begrüßt die Kultursenatorin Karin von Welck einen park postkolonial in Harburg. Am 23.02.06 wurde der Antrag an die Hamburgische Bürgerschaft jedoch von der CDU-Mehrheit leider abgelehnt.
Am 2.12.08 lud das Bezirksamt Hamburg-Harburg die Öffentlichkeit zur Diskussion ein über die mögliche Realisierung des park postkolonial auf der Harburger Schlossinsel. Die Künstlerin Jokinen stellte das Konzept vor, und der Historiker Gordon Uhlmann gab einen Überblick über die zahlreichen kolonialen Spuren in Harburg. Akteure im Stadtteil waren eingeladen, Statements abzugeben, worauf eine kontroverse Debatte folgte.
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Die Diskussion über Hamburgs koloniale Vergangenheit und den Umgang damit heute geht dennoch weiter. |
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