Die Frontseite des 1925 in Braunschweig errichteten Kolonialdenkmals zeigt einen im Vollrelief ausgeführten Löwen, der mit seiner rechten Pranke die Weltkugel umkrallt, auf der die Umrisse von Afrika und Indien zu erkennen sind. Die Inschrift lautet: "GEDENKET UNSERER KOLONIEN UND DER DORT GEFALLENEN KAMERADEN". Seitlich links am Denkmalblock: "TOGO, KAMERUN, SÜDWESTAFRIKA, OSTAFRIKA, NEUGUINEA, SAMOA-INSELN, KIAUTSCHOU"; rechts: "INSEL YAP, PALAU-INSELN, KAROLINEN-INSELN, INSEL PONAPE, INSEL NAURU, MARIANEN-INSELN, MARSHALL-INSELN"; auf der Rückseite das Sternbild "Kreuz des Südens", darunter: "PER ASPERA AD ASTRA!".
Text der von der Stadt Braunschweig aufgestellten Informationstafel: "Das von Professor Herman Flesche (1886-1972) geplante und von dem Bildhauer Professor Jakob Hofmann (1876-1955) ausgeführte Kolonialdenkmal wurde 1925 als Abschluß der damaligen Kaiser-Wilhelm-Straße, der heutigen Jasperallee, errichtet. Das Denkmal geht auf die Initiative des Braunschweiger "Vereins der ehemaligen Ostasiaten und Afrikaner" zurück.
Das Kolonialdenkmal legt Zeugnis davon ab, daß auch nach der Katastrophe des Ersten Weltkrieges in der Zeit der ersten deutschen Demokratie verschiedene Bevölkerungsgruppen nicht akzeptierten, daß Kolonialherrschaft Mißachtung der Rechte und Unterdrückung der Kolonialvölker bis hin zum Völkermord bedeutete.
Deutlich wird diese unkritische Sichtweise in einem Artikel der Braunschweigischen Landeszeitung am 1. April 1925, der rd. zweieinhalb Monate vor der Einweihung erschien. Das nachfolgende Zitat wurde gewählt, um die Einschätzung der Kolonialfrage in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts zu verdeutlichen:
'(...) Um den Gedanken an unsere Kolonien wachzuhalten und das Interesse dafür im deutschen Volke zu wecken, vor allem aber auch um unseren weitab von der Heimat im fremden Weltteil gefallenen Helden, die im gleichen Kampfesmut bis zum Ende für unsere heiß umstrittenen Kolonien gekämpft und gelitten haben, sinnbildlich monumental Unsterblichkeit zu verleihen, wird der Verein ehem. Ostasiaten und Afrikaner, ein kleiner Verein (75 Mitglieder), von denen Angehörige in jeder Kolonie gekämpft haben, im Stadtpark zu Braunschweig ein Kolonial-Denkmal errichten, dessen Einweihung voraussichtlich am 14. Juni d. J. erfolgen soll. (...)'
Der Kolonialismus mit seinen Auswirkungen auf die besetzten Länder ist heute besonders der jüngeren Generation nicht mehr präsent. Denkmäler wie dieses sind Zeugnis einer Geisteshaltung, die aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehbar und in besonderer Weise erläuterungsbedürftig ist. Diese Tafel dient daher der Einordnung des Denkmals in den historischen Kontext seiner Entstehungszeit und in das geänderte historische Verständnis der Gegenwart." |