Während die einen im 'Tansania-Park' Kränze niederlegen, protestieren die anderen entschieden gegen das jetzige Parkkonzept. |
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Das für das Parkkonzept zuständige Gremium ging in Streit auseinander. Die Ausgetretenen führten an, der geplante Entwurf setze sich nicht kritisch genug mit der Kolonialgeschichte auseinander. |
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Einen Tag vor der Eröffnung des Parks nannte ein Bündnis von Hamburger Initiativen das Gelände in einer symbolischen Aktion in 'Mohammed Hussein Bayume Park' um. Auf dem Schild, das vom Eine Welt Netzwerk Hamburg aufgestellt wurde und im Bild rechts an der Kasernenmauer angelehnt zu sehen ist, steht der folgende Text geschrieben: |
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"Mohammed Hussein Bayume Park - Im Gedenken an die Opfer kolonialer Ausbeutung und rassistischer Gewalt |
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Mohammed Hussein Bayume wurde um 1904 in Dar es Salamm/Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) geboren. Im ersten Weltkrieg diente er als Kindersoldat in der Schutztruppe unter General von Lettow-Vorbeck. Mitte der zwanziger Jahre kam Hussein nach Deutschland. Die Behörden lehnten die Auszahlung seines ausstehenden Soldes ab und versuchten, ihn von Hamburg ins Ausland abzuschieben. |
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Nach 1933 entzogen die Nationalsozialisten Bayume die deutsche Staatsangehörigkeit. Von anderen Berufstätigkeiten ausgeschlossen, verdingte er sich als Filmschauspieler - oft in der Rolle des bedingungslos treuen, sich für Deutschland aufopfernden 'Askari'. |
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1941 verhaftete die Gestapo Bayume wegen angeblicher 'Rassenschande' mit einer 'Arierin'. Am 24. November 1944 starb Mohammed Hussein Bayume im Konzentrationslager Sachsenhausen. Sein Schicksal steht beispielhaft für das vieler Menschen schwarzer Hautfarbe im 'Dritten Reich'. Die Darstellung einer scheinbar innigen Verbundenheit der Deutschen und ihrer afrikanischen 'Schutzbefohlenen' auf den 1938 geschaffenen 'Askari-Reliefs' wird durch die Wirklichkeit Lügen gestraft." |
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Zu den Eröffnungsfeierlichkeiten des 'Tansania-Parks' am 05.09.03 schrieb die Presse kritische Töne: |
"Man könnte es als eine Lokalposse abtun, was sich in Jenfeld abgespielt hat. Da wird monatelang um ein Ehrenmal gestritten, ein Staatsgast [Frederick T. Sumaye, der tansanische Premierminister - Anm. d. Red.] wird zur 'Einweihung' eingeladen, der verschiebt aber seinen Besuch, um eben dieser Ehrung nicht beizuwohnen - und dann macht ein Heimatverein-Vorsitzender, was er will. Es ist leider nicht witzig. In Wahrheit geht es um unsere Kolonialvergangenheit. Die Schreckensherrschaft der Nazis ist uns gegenwärtig. Was wissen wir über das Gräuel deutscher Soldaten in Afrika? Wenig bis nichts..." |
Hamburger Morgenpost 06.09.03 |
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Etwas später sagte auch der tanzanische Staatspräsident Benjamin Mkapa seinen Besuch im Park ab. Hamburg - eine weltoffene Stadt? |
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Anlässlich des hundersten Jahrestages des Völkermords an den Herero und Nama im damaligen 'Deutsch-Südwestafrika' demonstrierte am 12. Januar 2004 die Gesellschaft für Bedrohte Völker in bundesweiten Aktionen an Kolonialdenkmälern - auch im 'Tansania-Park'. |
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In 2005 jährte sich zum hundertsten Mal die brutale Niederschlagung des Maji-Maji-Aufstandes durch die deutsche 'Schutztruppe' in Tanzania. In vielen deutschen Städten wurde diesem denkwürdigen Ereignis mit Kultur- und Gedenkveranstaltungen gedacht. Im 'Tansania-Park' protestierten die Hamburger Geschichtswerkstätten gegen die alljährlichen Rituale der 'Traditionsverbände' am Volkstrauertag und legten ihrerseits Blumen für die afrikanischen Opfer der Kolonialkriege nieder. |
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Stadtgeschichte und ihre Auslegung geht uns alle an. Die Neugestaltung des 'Tansania-Parks' sollte in Hamburg in der breiten Öffentlichkeit diskutiert werden. |
Einen Vorschlag finden Sie hier: Park Postkolonial. |