Hier finden Sie zum Nachschlagen weitere Daten und Querverweise zur Kolonialgeschichte.

Dominik, Hans

Schutztruppenoffizier, der von 1894 bis 1910 in Kamerun mit Terrormethoden gegen Aufständische vorging. Der als 'Schreckensherrscher von Kamerun' verschrieene Dominik zerschlug bei 'Strafexpeditionen' den afrikanischen Zwischenhandel. Er vertrieb die Menschen aus ihren Dörfern und führte sie der Zwangsarbeit auf den Großplantagen zu. Heiko Möhle schreibt in seinem Buch Branntwein, Bibeln und Bananen, Hans Dominik habe sich "die Köpfe seiner Gegner in Säcken zu Füßen legen" lassen, Gefangenen die Geschlechtsteile abgeschnitten und "52 kleine Kinder in einen reißenden Fluss werfen lassen". Sein brutales Vorgehen stieß immer wieder auf Protest im Berliner Reichstag, vor allem beim sozialdemokratischen Kolonialgegner August Bebel. Wie Carl Peters, konnte auch die Person Hans Dominik und seine Denkmäler nahtlos in die NS-Ideologie eingepasst werden. Um 1930 herum wurden zwei Dominik-Statuen von Kamerun nach Deutschland verschifft. Sie kamen im Hamburger Hafen an. Eins dieser Denkmäler wurde in Frankfurt/Oder, das andere vor der Universität Hamburg neben dem Wißmann-Denkmal aufgestellt. Dieser Platz wurde zu einem zentralen Erinnerungs- und Veranstaltungsort für die Nazipropaganda zur Rückgewinnung der Kolonien. 1968 haben Studenten die Denkmäler Wißmanns und Dominiks gestürzt. Diese wurden im Keller der Sternwarte Bergedorf einmagaziniert, wo das Dominik-Denkmal noch heute liegt (Photo -> Bilder der Stadt/Gedenken 1). Siehe auch Zitate von Hans Dominik

'Hottentotte'

war eine in der Kolonialzeit zuerst von den Buren geprägte Bezeichnung für die Völker der Khoi Khoi im südlichen Afrika. Der Begriff geht zurück auf eine Eigenart der Khoi-San-Sprachen: die für europäische Ohren ungewohnten Klick-, Schnalz- und Knacklaute wurden von den niederländischen Siedlern als Gestotter (im nördlichen Afrikaans-Dialekt: 'hotentots') empfunden. In der Folgezeit wurde dieser koloniale Begriff zumeist in einem abwertenden Sinne als Schimpfwort benutzt. Kauf- und Seeleute brachten das Wort nach Deutschland. "Verzerrte Berichte, Jägerlatein, Seemannsgarn und die Unkenntnis vor dem Fremden taten ihr übriges, um aus dem 'Hottentotten' ... den 'dummen August' Afrikas zu machen. Der 'Hottentotte' wurde so während des theaterverliebten Barockzeitalters zu einer afrikanischen komödiantischen Stilfigur, der sich auch bekannte deutsche Dichter nicht verschlossen. Auch als die Deutschen ... auf dem afrikanischem Boden Kolonien gründeten, übernahmen sie ... unreflektiert viele Sichtweisen und Worte ihrer holländischen Nachbarn. Nun überwog jedoch die aus europäischer Sicht rückständige Lebensform der Khoi. Sie war es - neben der eigentümlichen Sprache - mit der sich von nun an das Wort 'Hottentotte' verband." mehr > Wikipedia

Die Nama, ein Volk der Khoi Khoi, erhoben sich 1904 - nach den Hereros - in 'Deutsch-Südwestafrika' zu einem Aufstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Der 'Herero-Nama-Aufstand' wurde von den deutschen 'Schutztruppen' brutal niedergeschlagen. In Folge des Vernichtungsbefehls des deutschen Generals von Trotha wurden in diesem Kolonialkrieg schätzungsweise über 70 % des Herero-Volkes getötet, in direkten Kampfhandlungen oder an Durst, Hunger und Erschöpfung nach der Vertreibung in die Omaheke-Wüste. Der Vernichtungsbefehl, der sich gegen diese eine Ethnie richtete, wird heute als Völkermord definiert. Der Herero-Aufstand ist historisch besser dokumentiert als der Nama-Aufstand.

Mehr > Kolonialgeschichte

Linkliste > Herero-Nama-Aufstand

Lettow-Vorbeck, Paul von

General Lettow-Vorbeck nahm an der Niederschlagung des sog. 'Boxeraufstandes' in China teil und war bei dem Völkermord gegen die Herero beteiligt. Zuletzt kämpfte er bis zum Ende des Ersten Weltkriegs in Ostafrika mit seiner 'Schutztruppe' gegen die Engländer. Während in Südwestafrika, Togo und Kamerun die Deutschen schon längst kapituliert hatten, zogen sich die Kämpfe in Ostafrika bis 1918. Der aussichtslose Kampf gegen die Übermacht der Gegner forderte zahlreiche Opfer ein. Die meisten von ihnen waren afrikanische Zivilisten und Soldaten. Der Durchhaltekrieg und 'die Politik der verbrannten Erde' hatte nach Schätzungen am Ende einer halben Million Menschen den Tod gebracht. Als Held 'unbesiegt im Felde' umjubelt, kehrte Lettow-Vorbeck mit seiner Truppe in einem triumphalen Zug zurück nach Berlin, als hätten sie den Krieg nicht verloren. 1919 schon wurde er eingesetzt gegen einen Arbeiteraufstand in Hamburg. Mit schwerem Geschütz marschierte er in die Hansestadt ein und bildete aus seinen 'Ostafrikanern' eine paramilitärische Sicherheitspolizei. 1920 beteiligte er sich an einem Putsch gegen die Berliner Reichsregierung, scheiterte und wurde aus der Armee entlassen. In den folgenden Jahren widmete er sich dem Aufbau einer kolonialrevisionistischen Bewegung, die die Rückgabe der deutschen 'Schutzgebiete' forderte. Lettow-Vorbeck arrangierte sich schnell mit den Nazis, und alle kolonialen Bestrebungen wurden im 'Reichskolonialbund' 'gleichgeschaltet'. Die ersten Braunhemden der SA kamen aus den Restbeständen seiner 'Schutztruppe'. In Hamburg veranstalteten die Kolonialbefürworter verschiedene Feierlichkeiten wie Kolonialwochen, 'Reichstreffen' und Denkmalerrichtungen. Die Jenfelder Kaserne wurde posthum nach Lettow-Vorbeck genannt - von der Bundeswehr, der bis vor kurzem auf dem Gelände stationiert war und dort eine entsprechende Denkmal- und Traditionspflege weiterführte. (siehe auch 'Tanzaniapark')

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