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Autor: Bayume M. Husen
Datum:
04. und 05.November 2004 / 19°°
Kolonialfilme in Ohlsdorf
Der Schädel des Großvaters
Zwei interessante Filme gibt es bei den 12. Fuhlsbüttler Filmtagen zu sehen. Am Donnerstag läuft Carl Peters (Foto), ein Propagandafilm von 1941, in der Hans Albers den Titelhelden spielt, einen berüchtigten deutschen Kolonialisten. Im Mittelpunkt des Abends soll aber der Schauspieler an Hans Albers Seite stehen, der heute nicht mehr sehr bekannte Bayume M. Husen. Sein Dienst in der deutsch-ostafrikanischen Kolonialtruppe und seine zahlreichen Filmrollen verhinderten nicht, dass er als Deutscher afrikanischer Herkunft ins Konzentrationslager kam, wo er 1944 starb.
Am Freitag wird dann mit Eine Kopfjagd der deutsche Kolonialismus aus afrikanischer Sicht gezeigt. Der Film handelt von einem tansanischen Studenten, der den Schädel seines Großvaters sucht. Der kämpfte gegen die Deutschen, verlor sein Leben, und sein Schädel landete bei dem berühmten Arzt Rudolf Virchow, damals eine Kapazität der anthropologischen Körpervermessung. wie
Do und Fr, 19 Uhr, Grüner Saal, Im Grünen Grunde 1, am Bahnhof Ohlsdorf
taz Hamburg Nr. 7505 vom 4.11.2004, Seite II, 37 Zeilen (Kommentar), wie
http://www.taz.de/pt/2004/11/04/a0100.nf/text.ges,1
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Autor: Webmaster
Datum:
Mehr Info zur Biographie von Mohammed Hussein Bayume finden Sie im Zusammenhang mit dem Jenfelder 'Tanzaniapark' auf dieser Webseite unter:
http://www.afrika-hamburg.de/proteste.html
'Kopfjagd' ist ein Film von Martin Baer. Der Enkel Is-Haka Mkwawa des berühmten Häuptlings der Wahehe, Sultan Mkwawa, sucht nach dem Schädel seines Großvaters. Mkwawa hatte gegen die Deutschen rebelliert und wurde bei einem Angriff der 'Schutztruppe' getötet. Die Suche führt den Enkel nach Berlin, Bremen, Helgoland und Tanzania.
Mehr Info:
http://www.baerfilm.de/eine-kopfjagd.htm
http://www.mkwawa.com/index.asp
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Autor: staeckER
Datum:
kann heute abend leider nicht kommen.
wo ist der film auszuleihen oder wann ist die nächste aufführung in hamburg?
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Autor: Arne Schöfert
Datum:
Der Film lief schon im Fernsehen und wird sicher mal wiederholt.
In der Videothek kann man ihn, glaube ich, nicht bekommen.
Gruß
Arne Schöfert
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Autor: Webmaster
Datum:
Vielleicht den Regisseur Martin Baer direkt per Mail fragen, wo und wann der Film wieder läuft:
http://www.baerfilm.de/eine-kopfjagd.htm
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Autor: Ulrich Behrenz
Datum:
Es ist eine Riesensauerei wie die Nazis mit Mohammed Hussein Bayume umgegangen sind. Zweifellos war auch Carl Peters ein Desperado, der über Leichen ging, somit unserem Lande schon damals schwersten moralischen Schaden zugefügt hat. Schließlich wurde er ja deshalb bereits 1897 als Reichskomissar von Deutsch-Ostafrika abgesetzt.
Das schließt aber nicht aus, sich mit der historischen Figur Hermann Wissmann sachlich und ehrlich auseinander zu setzen. Wissmann, der durchaus ein verantwortungsvoller Mann war kann m.E. nicht mit C. Peters in einem Topf verrührt werden. Mir scheint, daß hier eine gewisse Klientel nicht bereit ist zu differenzieren, um es salopp auszudrücken, geradezu geil darauf ist, die Geschichte speziell nur nach deutschen Untaten durchzusieben.
Aus humaner Sicht war der Kolonialismus insgesamt kein Ruhmesblatt für den „weißen Mann“ und mir liegt es wirklich völlig fern deutsche Verbrechen, egal wo sie passiert sind, zu beschönigen. Jedoch sollte man den Kolonialismus, den es in vielfältigen Formen immer gegeben hatte und noch heute veränderter, in neoliberaler Form als Globalismus erscheint, insgesamt betrachten und nicht nur aus dem provinziellen Scheuklappenblickwinkel deutscher Selbsthasser.
Das riesige Gebiet der heutigen Republik Kongo war von 1885 bis 1909 im Privatbesitz des belgischen Königs Leopold II. In dieser Zeit verloren nicht Hunderttausende, sondern viele Millionen von Einheimischen, zum Kautschuksammeln gezwungen, ihr Leben.
Die liberalen, angeblich so humanen Niederlanden hatten in einem ungemein brutalem Kolonialkrieg 1947-1950 (indonesischer Unabhängigkeitskrieg) in Niederländisch-Indien, dem heutigen Indonesien, keine Gefangenen gemacht. Gut Hunderttausend Freiheitskämpfer wurden als Gefangene einfach erschossen.
Die USA, als ursprünglich britische Kolonie, ist auf einem Genozid an vielen Millionen der indianischen Urbevölkerung, noch bis Anfang des 20.Jahrhunderts (!!!), begründet, ganz zu Schweigen von dem brutalen Sklavenhandel, der England und die USA zusätzlich reich gemacht haben.
Das Wissmann-Denkmal halte ich persönlich für theatralisch, ist aber typisch für diese Zeit. Speziell in England, den Commonwelth-Ländern und Frankreich und finden sich ähnliche pathetisch-bombastische Denkmale.
M.E. sollte man das Wissmann-Denkmal dort wo es jetzt steht als Zeitzeugnis stehen lassen.
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Autor: Jan Busch
Datum:
Da haben wir es wieder. Wer war der Schlimmste? Das bringt uns nicht weiter.
Jede europäische Nation, die an der kolonialen Ausbeutung und am Völkermord beteiligt war, muss an der eigenen Nase fassen und die eigene Geschichte verarbeiten. Wir unsere.
Ulrich Behrenz schrieb:
> Wissmann, der durchaus ein verantwortungsvoller Mann war kann
> m.E. nicht mit C. Peters in einem Topf verrührt werden. Mir
> scheint, daß hier eine gewisse Klientel nicht bereit ist zu
> differenzieren, um es salopp auszudrücken, geradezu geil darauf
> ist, die Geschichte speziell nur nach deutschen Untaten
> durchzusieben.
An welcher Stelle ist denn nach Ihrer Meinung Wissmann mit Carl Peters in einem Topf verrührt worden? Dass Wissmann angeblich ein verantwortungsvoller Mann war, sei dahin gestellt. Die Aussage des Denkmals steht wiederum auf einem anderen Blatt. Die deutschen Untaten, wie auch die Untaten anderer Nationen haben Spuren auf dem afrikanischen Kontinent hinterlassen. Sprechen Sie doch mit AfrikanerInnen darüber, fragen Sie danach.
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