Autor: Zitator
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aus: K. Graudenz, H.-M. Schindler: Die deutschen Kolonien. Über 100 Jahre Geschichte in Wort, Bild und Karte, S. 162, Weltbild Verlag Augsburg, 6. Auflage 1994 (sic!)
?Um 1910 waren in Deutsch-Ostafrika etwa 55 deutsche koloniale Erwerbsgesellschaften verschiedener Art tätig, denen jedoch trotz Erhöhung der Löhne, verbesserter Unterbringung und Verpflegung sowie Gewährung anderer Vorteile nicht genügend ?brauchbare farbige Arbeiter? zur Verfügung standen. Die Überlegungen, wie dem abzuhelfen sei, begannen bei ?indirektem Zwang? - Einschränkungen der von den Eingeborenen betriebenen ?ungeheuer ausgedehnten Landnutzung?, Begrenzung der Freizügigkeit (Passvorschriften), Seuchenbekämpfung und Abtreibungsverbot zwecks ?Vermehrung der Menschen? und, als radikalste Form, der von Carl Peters vorgeschlagene ?Arbeitszwang in Form einer Arbeitsdienstpflicht? - und mündeten schließlich in die von Gouverneur v. Liebert eingeführte Hüttensteuer in Höhe von 4 Mark je Hütte, die sich zwar ?günstig auf die Finanzen der Kolonie? auswirkte, die Arbeitswilligkeit der Eingeborenen jedoch nicht steigerte. Vielmehr erwies sie sich in doppelter Hnsicht als untaugliches Mittel: Sie führte zur Einschränkung des Hüttenbaus und verschlechterte die Wohnverhältnisse, und sie traf nicht den Mann, sondern die Frau, die nunmehr von dem ?Herrn der Schöpfung? zu vermehrter Arbeit gezwungen wurde. ...
Wenn uns, schrieb Hans Meyer, die Kolonien ein Stück Überseeisches Deutschland werden sollen, Pflanzstätten deutschen Wesens, Kraftquellen für die Heimat, Stützpunkte deutscher Macht, Siedelzweige deutschen Stammes, dann bedürfe es der Mitarbeit des Negers und seiner Erziehung im Dienste unserer nationalen Zwecke. Damit habe die geistige Erziehung der Eingeborenen Hand in Hand zu gehen. Das aber dürfe nicht bedeuten, dem Neger europäische Kultur anzuerziehen. Wohin das führe, zeige sich in dem ?gefährlichen Emanzipationsbestreben der Schwarzen im britischen Südafrika und in den Karikaturrepubliken Liberia und Haiti?. Und der Leipziger Professor stellte klar, dass ?der Rassengegensatz zwischen Schwarz und Weiß niemals überbrückt? werden könne, denn ?Schwarz kann niemals Weiß werden?, und ?Schwarz gegenüber muss sich Weiß aus Rassenstolz die Oberhand wahren und niemals vom Herrenstandpunkt abweichen?.
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